Auch wenn der Nährwert von Spargel relativ gering
ist, so kann ein gutes Spargelgericht niemals schaden. Kennt man
erst einmal seine heilbringende Wirkung, so kann man sich in
Spargel direkt reinsetzen.Am
bekanntesten ist einem jeden die harntreibende Wirkung von
Spargel und der besondere Geruch des Urins nach einem guten
Spargelessen. Eine Entschlackungskur mit Spargel soll ein
kulinarisches Vergnügen sein.
Schon Hippokrates beschreibt ca. 460 v. Chr.
die heilbringende Wirkung von Spargel. Sowohl den Wurzeln, aber
auch dem Spargellaub wird eine heilsame Wirkung nachgesagt. Im
Mittelalter wurden Wurzelteile, Sprosse aber auch das
Spargellaub oftmals in Wein getunkt und dann anschließend
verzehrt. Angeblich eine köstliche Kombination, die in Ihrer
Vielfältigkeit nicht zu überbieten sei und oftmals sehr
wohltuend sein soll.
Junge Spargelsprosse in Wein getunkt und dann
reichlich gegessen, sollen Linderung bei Gelbsucht oder
verstopfter Leber bringen. Spargel wird im allgemeinen eine hohe
blutreinigende Wirkung nachgesagt.
Teile der Spargelwurzel oder vom Spargellaub
in Wein getunkt und dann anschließend an bzw. auf einen
entzündeten Zahn gelegt, sollen deutliche Schmerzlinderung
bringen.
Spargel in großen Mengen verzehrt erhöht bei
Männern die Lust. Austreibende Knospen aus dem Wurzelstock,
welche als eine Art Amulett um den Hals gelegt werden müssen,
sollen ein wirksames Verhütungsmittel sein. Hier liegt auch die
Begründung , warum in Spargeldörfern, wie Walbeck, die
Geburtenrate 9 Monate nach der Spargelzeit, sprich Januar bis
März, deutlich ansteigt. Kein Spargelanbauer wird es zulassen,
dass seine Frau aus dem “weißen Gold” ein Amulett bindet. Er
selber wird aber in der Spargelzeit von seiner Frau mit guten
Portionen Spargel fast täglich verwöhnt werden.
Der hohe Gehalt an Kalium und am Aromastoff Asparagin sorgen
dafür, dass ein Zuviel von Wasser im Körper ausgeschieden wird.
Das heißt, dass die Nieren zur Entwässerung angeregt werden.
Spargel enthält nicht nur für die Förderung der Darmtätigkeit
viele Ballaststoffe, er bringt auch gleich die zum Aufquellen
notwendige Flüssigkeitsmenge mit, denn er besteht zu 94 % aus
Wasser. Kein Wunder also, dass man nach einem ausgiebigen
Spargelessen auf die Toilette muß. Denn die Förderung der
Nierentätigkeit und damit nachgesagte “Entschlackungen” sind
auch einfach nur Folge des Verspeisens von Spargel, von dem man
als Essensportion für eine Person 500g einkalkuliert. Denn wenn
man viel Wasser und darin gelöste Salze und andere Stoffe zu
sich nimmt, muß man sie notwendigerweise auch wieder
ausscheiden. Jedoch ist am Kalium als treibende Kraft etwas
dran.
Asparagin ist geruchlos
Aber wie ist das mit dem stinkenden Urin und vor allem mit dem
Aromastoff Asparagin? Dass Spargel sehr viel Asparagin enthält
stimmt. Asparagin stinkt aber nicht, denn das ist eine
Aminosäure, die sehr polar (sogar ionisch) ist und nicht
verdampft. Davon kann man sich anhand einer Probe aus dem
Chemikalienschrank leicht überzeugen.
Ein erster Hinweis darauf, was es mit dem
Geruch des Spargels auf sich haben könnte, ist, daß in den
Sproßachsen Schwefel-haltige Verbindungen nachgewiesen wurden.
Es ist zu vermuten, daß diese Verbindungen bzw. ihre
Abbauprodukte stinken. Denken wir nur an die Schwefel-haltigen
Ausscheidungen von Kater oder vom Stinktier.
Lassen wir uns vom “Römpp-Lexikon
Lebensmittelchemie” beraten: Unter den zahlreich nachgewiesenen
Aromastoffen dominieren Schwefel-haltige Verbindungen, z. B.
1,2-Dithiol und 1,2-Dithiolan-4-carbonsäuremethylester mit
ausgesprochenem Spargelaroma. Mengenmäßig überwiegen der Ester
sowie die zugehörige 1,2-Dithiolan-4-carbonsäure. Letztere heißt
auch Asparagussäure. Daher kommt vielleicht die falsche Meinung
in vielen populär-wissenschaftlichen Darstellungen, der
Aromastoff des Spargels sei das Asparagin.
Der nach dem Verzehr von Spargel eintretende
typische Geruch des Urins ist auf Abbauprodukte wie
S-Methyl-thioacrylat sowie auf dessen
Methanthiol-Additionsprodukt
S-Methyl-3-(methylthio)thioproponiat zurückzuführen.
Diese Reaktion läuft in unserem Körper ab. Das
ist keineswegs eine exotische Reaktion. Denn den Dithiolan-Ring
finden wir auch in einer biochemisch wirksamen Substanz wieder,
in der Liponsäure, die bei den oxidativen
Decarboxylierungsreaktionen eine wichtige Rolle spielt.
Die Liponsäure wird (wie auch die
Spargelinhaltsstoffe) aus Cystein aufgebaut. Im Metabolismus von
Liponsäure finden wir vielleicht die Erklärung, dass bei der
Mehrzahl der Menschen der Urin nach Spargelgenuß nicht riecht,
weil sie genetisch bedingt keine Enzyme zur Metabolisierung der
Spargelaromastoffe haben und somit die Geruchsstoffe nicht
herstellen können. Spargel wirkt also nicht “entschlackend”, was
immer das auch sei. Es werden nur diejenigen Stoffe
ausgeschieden, die durch ihn in den Körper hineingelangen.